Da es unseren Grundwerten entspricht, Kinder und Jugendliche nachhaltig zu unterstützen, ist es uns sehr wichtig, die finanziellen Hilfen nicht einfach mit dem Schulabschluss auslaufen zu lassen. Denn so wären die Kids nicht in der Lage, eine weiterführende Bildung zu genießen und würden möglicherweise ohne großen Vorteil zurück in ihre alten, wenig vielversprechenden Strukturen fallen. Deswegen liegt es uns sehr am Herzen, den diesjährigen Schulabsolventen Julius, Martin und Hudson (und hoffentlich auch allen weiteren Absolvent*innen) ihre Träume zu erfüllen und die Universität oder weiterführende Schule zu finanzieren.

Um das zu ermöglichen, suchen wir nach Pat*innen! Wir fänden es großartig, eine Person pro Jugendlichen zu finden, die in der Lage ist, die jährlichen Kosten für Universität, Unterkunft, Transport, Nahrungsmittel und sonstigen Bedarf zu finanzieren und so den Weg für eine vielversprechendere Zukunft zu ebnen. Falls das – wie wir verstehen können – allerdings eine zu hohe Summe ist, freuen wir uns auch über jede Einzelspende, die diesem Zwecke dient!

In unserem Newsletter erfahrt ihr mehr über Julius, Martin und Hudson. Falls ihr gerne mehr Infoshättet oder Interesse habt, Pat*in zu werden, kontaktiert uns gerne direkt per E-Mail. Wir freuen uns!

                                                                                                                        Von links: Julius, Hudson, Martin

Hier geht es zum Jahresbrief 2022.

Maral and her family fled to Lebanon instead. “It won’t take that long,” her parents told friends. “We can come home from there as soon as it’s over.” They have stayed as close to home as they can. As soon as Maral steps out of her tent, she sees the mountains, the Anti-Lebanon, the border between Syria and Lebanon. In two hours she could reach the border on foot, maybe even faster. In the beginning after their arrival, they saw fighter jets flying behind the mountains, bombs hitting, smoke rising. This was during the time when Maral herself still wished to go to Europe, because here in Lebanon it felt as if they were still in the middle of the war. There were no schools. Nor were there houses. They were assigned a tent in a camp with hundreds of families, with no furniture, dirt or stones on the ground. “We can’t live like this,” she heard her mother whisper to her father the first night. But this is how they have been living for 10 years now. There are now bast mats and a large carpet on the floor. They have mattresses and a small shelf for their few belongings. Contrary to expectations, it sometimes feels like home to Maral, because she can hardly conjure up her old apartment in Damascus in her mind’s eye.

The first years there was no school. Maral was in the fields. Her parents were not allowed to work, so what she earned was the only way for the family to survive. To this day she doesn’t talk about those years, won’t tell me what the worst jobs were, which harvest was the hardest. Her father tried to teach her to read in the evening, but she was too tired. When Maral was 10 years old, I visited her camp for the first time. There was a lot of talk about change, but Maral’s family had become cautious after too many disappointments. The children would no longer have to work, they suddenly said. There would be food deliveries and a school for the children. No one believed it. But two months later, the school was there and packages of rice, lentils and beans were distributed. In the first months, Maral was afraid every day that everything was just a dream. Every day she feared the school would be gone and she would have to go back to the fields. She studied and studied to absorb as much knowledge as possible in the shortest time possible, because nothing is permanent, that’s what she learned on the move. In case the school had to close again soon, she wanted to have learned as much as possible. Maral graduated at the age of 16, as if she had never missed a day of school, as if there had been neither war nor flight nor field work. She has special talents in the natural sciences. Time and again, teachers gave her more difficult assignments in math and physics than the rest of the class to encourage her.

Everyone was convinced that Maral should continue to go to school and her parents were very grateful for the offer. With our old school bus she is driven every day for 20 minutes through the Beqaa plain to Zahlé. Except for going to secondary school, she has never left the camp before, that would be too dangerous. Even going to school is a risk, because she knows that she has no rights in this country. Our school bus takes her to school and waits until she has gone in with the other girls. 10 minutes before school ends, it is there again. Under no circumstances should there be a situation where our girls have to wait on the street or anything like that. Maral is proud to walk this brave path every day. At the end of the school day, she reports everything she has learned to the girls whose parents are less courageous, who are not prepared to take this residual risk and do not send their girls to secondary school. Maral wants to be an engineer, like her uncle. He built bridges in Syria, which Maral has always found fascinating. And even though she can hardly remember Syria, she is sure that there are hundreds of bridges that need to be rebuilt. There are now young people who have already finished secondary school and started university. In the camps, they are celebrated like pop stars. Maral is full of admiration for these students and is determined to become one of them. In this sense, she is already building bridges today. 

Maimouna (27) ist eine starke und mutige Syrerin, die sich in vielerlei Hinsicht gegen die Konventionen ihrer Kultur stellt und der Diskriminierung von Frauen standhaft die Stirn bietet. Seit diesem Jahr arbeitet sie als Lehrerin in unserer Phoenix Zeltschule. Im Interview mit Jacqueline Flory von der Zeltschule spricht sie über ihre Fluchtgeschichte und die Stellung von Frauen in ihrer Heimat.

Maimouna, du bist vor mehr als dem Krieg geflohen, als du zu uns kamst. Würdest du es mir nochmal erzählen?

Ich habe geheiratet vor zehn Jahren, als der Krieg begann. Einen Mann, der sehr viel älter war als ich. Ich war erst 17, er war 56. Aber er war sehr gut zu mir, er ließ mich zur Schule gehen, zur Universität sogar. Er hat es mir ermöglicht Lehrerin zu werden. Aber aus seiner ersten Ehe hatte er einen erwachsenen Sohn und der war nicht gut zu mir. Er hat mich oft beleidigt und sich bei seinem Vater über mich beschwert, gleichzeitig versuchte er aber manchmal, mich zu berühren. Ich hatte Angst vor ihm. Als mein Mann starb, bot er an, mich zu heiraten, damit ich wieder jemanden habe, der mich versorgt – ich sagte natürlich Nein. Alleine der Gedanke widerte mich an. Er wurde unglaublich zornig und beschimpfte mich, nannte mich undankbar, dass ich froh sein könnte, wenn er die Verpflichtung des Vaters übernähme, weil mich sonst keiner will… Ich wusste, er würde mich nicht in Ruhe lassen. Also bin ich in den Libanon geflohen, ganz allein.

Hast du seitdem daran gedacht, wieder zu heiraten?

Nicht wirklich. Ich müsste bald heiraten, solange ich noch Kinder bekommen kann, aber ich trauere immer noch um meinen Mann. Ich habe ihn sehr geliebt. 

Ist es üblich, einen Verwandten seines Mannes zu heiraten, wenn dieser stirbt?

Nicht unüblich. Die Frauen sind ja als Witwen unversorgt und der Bruder des verstorbenen Mannes kann dann sein Ehrgefühl beweisen, indem er die Verpflichtung übernimmt und die Frau heiratet, um sie zu versorgen. Aber genau das wollte mein Mann nicht. Er hat mich eine Ausbildung machen lassen und er hat mir Geld vermacht, damit ich unabhängig bin. Er hat mir sein Testament gezeigt. Aber sein Sohn hat es zerrissen, damit er alles bekommt. 

Könntest du ihn anzeigen?

Nein, er hat ja angeboten, mich zu heiraten, damit hat er sich als Ehrenmann erwiesen und mein Charakter ist fragwürdig, weil ich das hochmütig abgelehnt habe. Niemand würde mir glauben. Er wird seine Strafe von Allah bekommen. 

Deine Eltern haben deinen Mann für dich ausgesucht, nicht wahr?

Ja, damit ich Homs verlassen kann, dort war es zu Anfang des Krieges besonders schlimm. 

Wie lernt man einen fremden Mann zu lieben, der fast 40 Jahre älter ist als man selbst?

Wir haben viel gesprochen, Tag und Nacht zu Anfang. Er hat mir sein ganzes Leben erzählt, bis es sich anfühlte, als hätte ich es mit ihm gelebt. Er hat mir Tausende von Fragen gestellt, die mir noch nie zuvor jemand stellte: Was hast du für Träume, wie würdest du gerne leben, was würdest du gerne tun… er war verrückt! Aber auf wunderbare Weise. Und er hat immer Wort gehalten, was immer er mir sagte, das stimmte auch. Ich hätte ihm mein Leben anvertraut. Eigentlich habe ich das auch. Wir zogen nach Damaskus, damit ich studieren konnte. Wenn ich Kommilitoninnen mit nach Hause brachte, holte er für uns alles Essen in einem Restaurant um die Ecke und kochte uns Tee. Als mein Blinddarmherausgenommen werden musste, schlief er bei mir im Krankenhaus auf einem Stuhl in der Ecke. Er war mein Ein und Alles, und ich seins. So wird es nie wieder mit jemandem sein. 

Das kann ich sehr gut verstehen. Aber wie wird dein Leben als Unverheiratete sein? Wenn du 50 Jahre alt bist, ohne Mann und Kinder?

Man wird mich seltsam ansehen, ich werde die schrullige Alte sein. Frauen müssen heiraten, das ist hier so. Wenn man es nicht tut, dann stimmt etwas nicht mit einem. Als ich verheiratet war, fühlte ich mich unbesiegbar. Man kann tun, was man will, wenn man einen Mann hat, der einen unterstützt. Allein ist man so verletzlich, es gibt so viele Grenzen für Frauen ohne Mann, so wenig Möglichkeiten.

With the recently launched INVICTA campaign, Zeltschule e.V. wants to draw special attention to the problems of refugee girls and women and improve their situation. Of course, we were very enthusiastic about this initiative and decided to chime in and give all girls of the Phoenix School the opportunity to go to a secondary school or to do a training program after their compulsory school years – which, according to the Syrian curriculum, end around the age of 14. The job trainings are mainly carried out within the tent schools, in the many different businesses that have since been set up in the camps.

In concrete terms, of the 65 girls who about to finish school at the Phoenix camp

• 32 girls will go to secondary schools
• 10 girls will be trained in our tent school Women’s Workshops
• 15 girls will apprentice in our bakery, soup kitchen and with the nurses and midwives of the women’s clinic
• 8 girls will be trained within our construction and maintenance group.

The girls are picked up every day by a “school bus” that takes them to the secondary private school, to the bakery, to the soup kitchen, to the camel camp for the women’s consultation or to the camp where a new school is being built or something needs to be repaired.

Although the distances are often not far, it is too dangerous for the girls to walk outside the camps by themselves. The rape of a Syrian refugee girl has no consequences for the perpetrators. We need to ensure that all girls are protected, get to school and back to the camps safely.

Refugee girls and young women suffer particular hardship. After finishing school, they are almost always faced with the choice between a marriage or field work. Yet all they wish for is an independent, fulfilled and peaceful life – just like the rest of us.

“Sometimes we are sitting in class and someone tells something funny and we all laugh out loud. Then, for a moment, it’s as if everything is normal, as if we are school children like anywhere else in the world, who can become anything and do anything,” says Qamar from the Phoenix School.

Support for a girl costs an average of 96 € a year. Help us to give these strong, intelligent and inspiring girls an invincible (“invicta”) perspective on life and to create a better future in solidarity with them. 

Given these conditions we are very happy that despite the difficult situation all around the globe we were able to raise so many donations in 2021. This is a huge relief and gives us a certain planning security for 2021, and it also opens doors for new projects and an extension of our funding activity. We will keep you posted about coming projects and partnerships!

This way to read our Christmas Letter!

Watch a short video about both NGOs here